Gruppenprojekt
Wie wir bereits im Praktikum besprochen haben, ist Teil der Studienleistung des Moduls ein Gruppenprojekt. Neben dem dafür präsentierten Foliensatz, wollen wir die Inhalte für Sie auch nochmal in Textform bereitstellen.
Bestandteile der Gruppenarbeit sind das Generieren und auch (mit Unterstützung) Operationalisieren von Hypothesen. Weiterhin sollen Sie die Untersuchung präregistrieren, die Daten auswerten, einen Bericht schreiben und im Sinne von Open Science alle Bestandteile auf einer Übungsplattform bereitstellen. Gehen wir die verschiedenen Schritte nun der Reihe nach durch und starten mit Hypothesen.
Kernfragen dieser Lehreinheit
- Wie können geeignete Hypothesen generiert werden?
- Wie können diese Hypothesen operationalisiert werden?
- Was ist eine Präregistrierung und wie können Sie Ihr Projekt präregistrieren?
- Wie wird der Online-Fragebogen umgesetzt?
- Wie wird die Datenanalyse ablaufen?
- Was sind die Bestandteile ihres Ergebnisberichts?
- Was müssen Sie bei der Abgabe Ihrer Studienleistung beachten?
1. Hypothesengenerierung
In Ihrem Kurs wurden Ihnen verschiedene Konstrukte präsentiert, aus denen Sie theoriegeleitet Hypothesen entwickeln sollten. Dabei würde man sich in einer üblichen empirischen Studie an Literatur orientieren – für das Praktikum dürfen Sie hier aber einfach mal Vermutungen aufstellen.
Eine Hypothese bezeichnet eine Aussage bzw. Annahme über einen Sachverhalt, die überprüft werden soll. Eine Hypothese muss deshalb testbar sein; es muss also möglich sein, mit einer geeigneten Methodik den Wahrheitsgehalt der Aussage zu überprüfen.
Exkurs: Nach der Wissenschaftstheorie von Popper (1972) kann eine Hypothese niemals bewiesen, jedoch gegebenenfalls widerlegt (falsifiziert) werden (Induktionsproblem). Popper fordert deshalb, dass Aussagen falsifizierbar sein müssen, um als wissenschaftliche Hypothesen zu gelten. Die Hypothese “Alle Schwäne sind weiß.” kann durch eine Beobachtung im Stadtpark nicht verifiziert werden. Nur weil wir dort keinen schwarzen Schwan beobachten, können wir nicht schlussfolgern, dass es einen solchen nicht anderswo gibt. Wir können jedoch - sollten wir einen schwarzen Schwan im Park beobachten - die Hypothese “Alle Schwäne sind weiß.” widerlegen, also falsifizieren. Die Hypothese “Es gibt schwarze Schwäne.” hingegen, ist nicht falsifizierbar, da es praktisch unmöglich zu beweisen ist, dass es nicht einen einzigen schwarzen Schwan auf der Welt gibt. Mehr zu Wissenschaftstheorie und zu Poppers kritischem Rationalismus erfahren Sie in PsyBSc 1.
In der Psychologie beziehen sich Hypothesen meist auf Merkmale der Versuchspersonen, wie beispielsweise Persönlichkeitseigenschaften, Einstellungen, Leistungen, etc. (Wie wir diese Konstrukte quantifizieren - also messen - besprechen wir im Abschnitt Operationalisierung.)
Beispiel: Sie könnten zum Beispiel die Konstrukte Prokrastination und Lebenszufriedenheit bei Studierenden im ersten Semester untersuchen.
Um eine Hypothese über den Zusammenhang der Konstrukte zu entwickeln, sollten Sie üblicherweise, wie bereits erwähnt, zunächst recherchieren. Bei der Literaturrecherche können Sie untersuchen, ob es bereits Studienergebnisse zu dem interessierenden Zusammenhang gibt.
Beispiel: Sie finden dazu beispielsweise eine Studie von Yildiz & Müller (2018), die zeigt, dass Studierende, die zur Prokrastination neigen, eine geringere Lebenszufriedenheit aufweisen.
Daraus leiten Sie dann eine Erwartung bezüglich der Ergebnisse in Ihrer Studie ab. Dies ist Ihre Hypothese:
Beispiel: Sie erwarten, dass Sie das Ergebnis von Yildiz & Müller (2018) replizieren, also dass Sie den selben Zusammenhang finden. Ihre Hypothese lautet dann beispielsweise: “Bei Psychologiestudierenden besteht ein negativer Zusammenhang zwischen der selbstberichteten Prokrastination und der Lebenszufriedenheit.”
Im Rahmen des Berichtes im ersten Semesters gibt es wie erwähnt eine Besonderheit: Sie können auch Fragestellungen untersuchen, ohne vorherige Studien zu kennen oder zu recherchieren. Ihre Untersuchung wäre demnach in höchstem Maße explorativ - Sie dürfen aber die Hypothesen aus Ihren Erwartungen aus dem Alltag ableiten.
Um Hypothesen prüfen zu können, sollten Sie darauf achten, mit welchem Skalenniveau Sie Ihre Variablen erhoben haben.
Erinnerung: Skalenniveaus
Im Rahmen dieses Praktikums müssen Sie mindestens zwei Fragestellungen untersuchen, die auch im Bericht behandelt werden und verschiedene Fragebogenniveaus abdecken. In der Vorlesung haben Sie bereits folgende Übersicht über die verschiedenen Skalenniveaus und ein paar entsprechende deskriptivstatistische Maße kennengelernt:
Skala | Aussage | Transformation | Zentrale Lage | Dispersion |
---|---|---|---|---|
Nominal | Äquivalenz | eineindeutig | Modus | relativer Informationsgehalt |
Ordinal | Ordnung | monoton | Median | Interquartilsbereich |
Intervall | Verhältnis von Differenzen | positiv linear | arith. Mittel | Varianz / SD |
Verhältnis | Verhältnisse | Ähnlichkeit | … | … |
Absolut | absoluter Wert | Identität | … | … |
Hypothesenarten
Kombinationen von Variablen führen - je nach Skalenniveau - häufig zu unterschiedlichen Arten von Hypothesen. Wie Sie in PsyBSc 1 noch sehen werden, können Hypothesen hinsichtlich der Art der Aussage in drei grobe Kategorien eingeteilt werden: Unterschiedshypothesen, Zusammenhangshypothesen und Veränderungshypothesen. Hinsichtlich der Kombination der beteiligten Variablen lassen sich die Hypothesen sehr grob kategorisieren. Folgende Paarungen von Skalenniveaus sollten Sie am Ende des Semesters überprüfen können.
Unterschiedshypothesen
- Nominal und Ordinal
- Nominal und Intervall
- Nominal und Verhältnis
Zusammenhangshypothesen
- Ordinal und Ordinal
- Ordinal und Intervall
- Ordinal und Verhältnis
- Intervall und Intervall
- Intervall und Verhältnis
Diese beiden Kategorien von Hypothesen beschäftigen sich einfach gesagt entweder mit dem Zusammenhang zwischen zwei Konstrukten (bspw. Persönlichkeitseigenschaften), oder aber mit dem Unterschied von verschiedenen Gruppen hinsichtlich dieser Konstrukte. Eine Zusammenhangshypothese bezieht sich auf mehrere verhältnis-, intervall- oder ordinalskalierte Variablen. Eine Unterschiedshypothese bezieht sich auf den Unterschied in der Ausprägung einer verhältnis-, intervall- oder ordinalskalierten Variablen in verschiedenen Gruppen, wobei die Gruppierungsvariable nominalskaliert ist. Zusammenhangs- und Unterschiedshypothesen unterscheiden sich nicht grundlegend im konzeptuellen Grundgedanken, sondern vor allem in der Wahl der Auswertungsmethode.
Für Ihren Bericht stellen Sie sowohl eine Zusammenhangs- als auch eine Unterschiedshypothese auf. Achten Sie deshalb bei der Planung Ihrer Untersuchung darauf, dass Sie Daten erheben, welche die bestimmten (für Ihre Hypothesen nötigen) Skalenniveaus aufweisen. Dabei darf nur eine Paarung das Nominalskalenniveau enthalten.
Beispiel: Bezogen auf die Datenerhebung am Anfang des Kurses könnten wir z.B. die beiden folgenden Hypothesen untersuchen:
- Es besteht ein negativer Zusammenhang zwischen der Stärke der Prokrastination und der selbstberichteten Lebenszufriedenheit von Studierenden im ersten Semester. (Zusammenhangshypothese, Intervall und Intervall)
- Studierende mit und ohne Nebenjob unterscheiden sich im Durchschnitt in ihren Prokrastinationstendenzen? (Unterschiedshypothese, Nominal und Intervall)
Beachten Sie, dass häufig Interesse an persönlichen Variablen wie Alter und Geschlecht existiert. Da die Umfrage aber hauptsächlich von Personen aus dem ersten Semester Psychologie ausgefüllt werden wird, sind solche Variablen von der Erhebung ausgeschlossen. Dies liegt daran, dass die Möglichkeit zur Identifizierung von Einzelpersonen (bspw. durch einzigartige Ausprägung auf der Variable Geschlecht oder Alter) zu stark gegeben ist und damit keine Anonymität sichergestellt werden könnte. Hypothesen dürfen also nur Variablen enthalten, die diese Identifikation nicht (vorhersehbar) ermöglichen.
In der Umsetzung ihrer Befragung kommen die unterschiedlichen Skalenniveaus dadurch zustande, wie Sie die Fragen an Ihre Versuchspersonen formulieren. Deshalb müssen Sie bei der Gestaltung des Fragebogens darauf achten, welche Skalenniveaus in Konsequenz aus der Fragenformulierung resultieren wird.
Beispielfrage | Antwortformat | Skalenniveau |
---|---|---|
“Wie weit wohnen Sie von Frankfurt entfernt?” | Offenes Antwortformat in km | Verhältnisskaliert |
“Wie weit wohnen Sie von Frankfurt entfernt?” | Auswahl aus Kategorien in km (unter 25, 25 bis 50, 50 bis 75, …) | Ordinalskaliert |
“Ich bin begeisterungsfähig.” | 6-stufige Antwortskala “Trifft absolut nicht zu” bis “Trifft genau zu” | Ordinalskaliert (ggf. Intervallskaliert) |
“Ich bin begeisterungsfähig.” | Auswahl aus “Ja” oder “Nein” | Nominalskaliert (Sonderfall Dichotom) |
Bitte stimmen Sie sich im Laufe der Hypothesengenerierung mit dem/der Dozent:in Ihres Kurses ab.
Hypothesen: Beispiele aus vergangengen Semestern
- Auswirkungen eines Nebenjobs auf das subjektive Stressempfinden im Psychologiestudium
- Hypothese: Psychologiestudierende, die einem Nebenjob nachgehen, weisen im Durchschnitt ein höheres subjektives Stressempfinden auf als Psychologiestudierende, die keinem Nebenjob nachgehen.
- Unterschiede im Neurotizismus bei Raucher:innen und Nichtraucher:innen
- Hypothese: Versuchspersonen, die rauchen, zeigen höhere durchschnittliche Neurotizismuswerte als Nichtraucher:innen.
- Soziale Angst bei Geschwister - und Einzelkindern
- Hypothese: Versuchspersonen, die mindestens ein Geschwisterkind haben, zeigen im Durchschnitt geringere soziale Angst als Einzelkinder.
- Zusammenhang von Aggressivität und Fahrsicherheit
- Hypothese: Es besteht ein negativer Zusammenhang zwischen der Aggressivität und der selbstberichteten Fahrsicherheit.
- Unterschiede im Studienerleben (hinsichtlich Stressempfinden) zwischen Personen mit allgemeiner Hochschulreife und denen mit anderen Zugangsberechtigungen.
- Hypothese: Psychologiestudierende mit allgemeiner Hochschulreife weisen ein geringeres Stressempfinden im ersten Semester auf als Psychologiestudierende mit einem anderen Bildungsabschluss.
Zusatzinfo
Veränderungshypothesen werden kein Teil Ihrer Untersuchung sein - trotzdem als Info: Sie grenzen sich von den beiden anderen Arten dahingehend ab, dass die unabhängige Variable immer die Zeit ist. Diese kann aber - je nachdem welche Genauigkeit vonnöten ist - anhand verschiedener Skalenniveaus angegeben werden. Unterscheiden wir nur zwischen zwei Messzeitpunkten (Nominal) oder ist die Anzahl von z.B. Tagen relevant (Intervall)?
2. Operationalisierung
Operationalisierung: Eine relevante Fragestellung so präzisieren, dass sie in der verfügbaren Zeit anhand von Tatsachen, d. h. mit vorhandenen oder zu erhebenden Daten, untersucht und beantwortet werden kann.
Im nächsten Schritt müssen Sie ihre Hypothesen operationalisieren, das heißt die Konstrukte (wie beispielsweise Persönlichkeitseigenschaften) messbar machen. Viele psychologische Konstrukte sind nicht direkt messbar, so wie beispielsweise die Körpergröße eines Menschen, sondern können nur indirekt erfasst werden. Beispielsweise versucht man, latente Persönlichkeitseigenschaften durch Fragen innerhalb eines Fragebogens zu erheben.
Fragebögen sind Instrumente der Datenerhebung, die eingesetzt werden, um psychologische Eigenschaften, Einstellungen, Interessen und Meinungen zu erfassen. Unter einem Fragebogen wird die Sammlung von Fragen, die für eine systematische Befragung von Personen konzipiert sind, verstanden. Anstelle von Fragen können Fragebögen auch Aussagen oder lediglich einzelne Begriffe beinhalten, die von den Befragten einzuschätzen sind. Auch muss die Verwendung eines Fragebogens als Erhebungsverfahren für die Befragten nicht ersichtlich sein, wie zum Beispiel im Interview.
Die Suche nach Fragebögen kann häufig einige Zeit in Anspruch nehmen und manchmal auch nicht von Erfolg gekrönt sein. Im Rahmen der Gruppenarbeit im Praktikum ersparen wir Ihnen diese Suche und stellen für jedes präsentierte psychologische Konstruk auch einen Fragebogen bereit.
Sie müssen sich also nur für zusätzliche Variablen (wie bspw. Anzahl der Geschwister, Raucherstatus,…) überlegen, wie eine zugehörige Frage aussehen sollen.
Zusatzinfo
Es gibt einige gute Übersichtsseiten, die frei zugängliche Fragebögen für eine weitreichende Menge an psychologischen Konstrukten zur Verfügung stellen. Wir führen hier einige bekannte Beispiele dafür auf. Diese können Sie in zukünftigen empirischen Arbeiten nutzen.
- GESIS Testsammlung: Open Access Fragebögen zu vielen verschiedenen Themen (z.B. Persönlichkeit, politische Einstellungen, Religiosität, Umweltverhalten, …)
- Open Psychometrics: z.B. Big Five Personality Test, Nerdy Personality Attributes Scale, Rosenberg Self-esteem Scale, Generic Conspiracist Beliefs Scale,… (müssen ggf. übersetzt werden, keine Qualitätskontrolle der Fragebögen)
- Testammlung des Fachbereichs: Sie können auch vor Ort einige validierte und publizierte Fragebögen ausleihen und diese für Ihre Studie nutzen.
3. Präregistrierung
Vor Beginn der Datenerhebung müssen Sie Ihr Forschungsvorhaben präregistrieren. Die Präregistrierung dient dazu, vor dem Beginn der Datenerhebung die bestehenden Hypothesen sowie das Datenerhebung- und Datenanalysevorhaben niederzulegen. Der Sinn der Präregistrierung ist es, die Transparenz bei der Planung von Forschungsvorhaben zu gewährleisten. Durch die Kommunikation der Hypothesen sowie des geplanten Vorgehens sollen fragwürdige oder unethische Forschungspraktiken, wie beispielsweise das nachträgliche Anpassen der Hypothesen an die gefundenen Forschungsergebnisse, vermieden werden.
Eine Präregistrierung hat zudem den positiven Nebeneffekt, dass Sie als Forscher:innen frühzeitig eine klare und strukturierte Vorstellung von Ihrem Projekt entwickeln müssen. Dafür müssen Sie das Projekt bis zum Ende durchdenken, können mögliche Fallstricke erkennen und im Idealfall Probleme/Fehler vor ihrem Auftreten verhindern.
Den ersten Kontakt mit Aspekten von Open Science sollen Sie in einem geschützten Umfeld haben, weshalb wir die Übungsplattform LIFOS erstellt haben. Eine ausführliche Beschreibung zur Navigation auf LIFOS im Rahmen des Praktikums finden Sie hier.
Fragen der Präregistrierung
In dem Dokument werden Sie zu 10 Bereichen befragt. Im Vergleich zu anderen Vorlagen ist das Dokument reduziert, enthält jedoch die wichtigsten Informationen.
1) Autor:innen und Betreuungspersonen
Hier tragen Sie bitte die Namen aller Gruppenmitglieder ein. Die Betreuungsperson ist in diesem Fall die Praktikumsleitung.
2) Name
Hier müssen Sie Ihrem Projekt einen aussagekräftigen Namen geben. Dieser kann auch englisch sein.
3) Datenerhebung
Hier wird danach gefragt, ob Sie für diese Untersuchung bereits Daten erhoben haben. Wenn dem so sein sollte, handelt es sich um eine Sekundäranalyse bereits bestehender Daten (mehr dazu in PsyBSc 1). Solche Studien sind zwar vollkommen legitime Möglichkeiten des Forschens, aber nicht für diese spezifische Präregistrierungsvorlage geeignet. Darüber hinaus geht es in diesem Modul darum, dass Sie erste Erfahrungen mit einer empirischen Primäranalyse sammeln. Letztlich ist es also nur legitim, Daten zu nutzen, die zum Zeitpunkt der Präregistrierung noch nicht gesammelt wurden und bei diesem Punkt wahrheitsgemäß “Nein” zu wählen.
4) Hypothesen
Hier geht es darum, dass Sie die Forschungsfragen und Hypothesen klar und eindeutig ausformulieren. Dazu können Sie z.B. nochmal in den Abschnitt zur Hypothesengenerierung rein gucken. Darüber hinaus sollten Sie diese Hypothesen aber unbedingt vor der Präregistrierung schon mit Ihrem/Ihrer Dozent:in besprochen haben. Für das Projekt in diesem Semester sollten Sie hier mindestens zwei Hypothesen aufstellen - eine Unterschieds- und eine Zusammenhangshypothese.
5) Variablen
Hier geht es darum, die Variablen zu beschreiben, die in Ihren Hypothesen vorkommen. In den meisten Fällen psychologischer Forschung handelt es sich hier um psychische Konstrukte oder Eigenschaften von Personen, sodass es auch relevant ist hier klar zu machen, wie diese gemessen werden sollen - im Praktikum also die dafür verwendeten, vorher validierten Fragebögen.
Weiterhin müssen Sie auch die demografischen Variablen aufführen und spezifizieren, wie diese erhoben werden sollen. Geben Sie vor allem auch die möglichen Antwortoptionen, bzw. das zugrundeliegende Skalenniveau an.
6) Analysen
An dieser Stelle geht es darum, klar darzulegen welche Analysen durchgeführt werden um die unter Punkt 4 dargelegten Hypothesen zu prüfen. Das heißt Ihnen sollte schon vor der Studie klar sein, welche Hypothese Sie mit welchem Verfahren prüfen können. Weil sich hier wahrscheinlich Tests und Verfahren eignen, die wir weder in der Vorlesung noch im Praktikum besprochen haben, wenn Sie die Präregistrierung abschließen, macht es hier sehr viel Sinn, Rücksprache mit Ihrem/Ihrer Dozent:in zu halten.
7) Ausreißer und Ausschlüsse
Einer der Schritte im Auswertungsprozess an dem es am häufigsten zu “Irregularitäten” kommt, ist der Ausschluss von Daten. Dieser Schritt soll dazu dienen, Daten von Personen auszuschließen die aus verschiedenen Gründe die wissenschaftliche Integrität der Untersuchung gefährden, z.B. durch:
- Abbruch der Befragung
- Absichtliches Fehlverhalten der Befragten, mit dem Ziel die Untersuchung zu stören
- “Musterkreuzen”, um die Befragung schnellstmöglich abzuschließen
- Missverständnis der Aufgabenstellung
Solche Fälle sollen identifiziert und möglichst ausgeschlossen werden. Aber auch Personen, die nicht zur Zielpopulation gehören, sollen idealerweise nicht in die Auswertung aufgenommen werden. Wenn Sie z.B. die aktuelle Stimmung von Studierenden untersuchen möchten, sollten Personen ausgeschlossen werden, die keine Studierenden sind. Wenn Sie sich darüber hinaus auf die gesunde Grundgesamtheit Psychologiestudierender beziehen wollen, sollten Sie diejenigen Personen ausschließen können, die an einer diagnostizierten affektiven Störung (z.B. einer Depression) leiden. All diese möglichen Gründe, Personen auszuschließen, sollten vorab bedacht werden und es sollten klar Regeln dazu aufgestellt werden, wann Daten aus der Analyse ausgeschlossen werden. Durch Willkür in diesem Punkt können sich Ergebnisse sehr leicht manipulieren lassen, wodurch die Vertrauenswürdigkeit der Studie verloren geht.
Ausreißerdiagnostik beschäftigt sich mit Personen, die ungewöhnliche Werte oder Wertkonstellationen aufweisen. Dabei wird häufig geschaut, ob sie einen überproportionalen Einfluss auf die Ergebnisse haben und sich durch ihre Anwesenheit die Ergebnisse verzerren. Auch hier sollten klare Regeln aufgestellt werden, wann Personen als Ausreißer identifiziert und ausgeschlossen werden. Damit werden wir uns allerdings erst im nächsten Semester näher beschäftigen.
8) Stichprobengröße und -erhebung
Wie viele Personen möchten Sie erheben? In den meisten Fällen kann vorab mittels einer sog. Poweranalyse bestimmt werden, wie viele Personen Sie erheben müssen, um mit adäquater Irrtumswahrscheinlichkeit Ihre Hypothesen prüfen zu können. Wichtig ist hier, dass Sie sich durch die hier angegeben Zahl verpflichten, die Erhebung dieser Anzahl von Personen mit allen Ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln zu versuchen.
Die Poweranalyse lernen wir erst im Laufe des Semesters kennen und können Sie deshalb jetzt noch nicht durchführen. Die Zielgröße für unsere Studien legen wir deshalb pauschal auf 40 Versuchspersonen fest.
Auch der Zeitraum der Erhebung wird in diesem Punkt festgelegt. Hier sollten Sie sich überlegen, wie lange Sie brauchen, um die gewünschte Anzahl an Personen zu erheben. Auch hier sollten Sie sich durch die Angabe verpflichten, die Erhebung in diesem Zeitraum durchzuführen. Im Rahmen des Praktikums wird dieser Zeitraum von der Praktikumsleitung festgelegt.
9) Kontext
Hier muss angegeben werden, in welchem Kontext die Studie durchgeführt wird. Das kann z.B. ein Praktikum, eine Abschlussarbeit oder eine Studie im Rahmen eines Seminars sein. Weiterhin ist auch interessant, ob die präregistrieten Vorhaben eine alleinige Studie darstellen, oder, ob sie in einem größeren Forschungsvorhaben bzw. in einger größeren Befragung eingebettet sind.
10) Sonstiges
In diesem Feld geht es vor allem darum, zusätzliche Untersuchungsschritte festzuhalten, die nicht an klare Hypothesen gebunden sind. Das betrifft vor allem explorative Analysen, also Analysen, die sich auf Forschungsfragen beziehen, zu denen Sie noch keine konkreten Annahmen generieren konnten. Ziel solcher Exploration ist es, eine empirische Grundlage für die Theoriebildung für zukünftige Studien zu entwickeln.
4. Erstellung des Fragebogens
Fragebögen können in Papierform oder auch online durchgeführt werden. In diesem Praktikum wird die Datenerhebung über einen Online-Fragebogen durchgeführt. Sie müssen den Fragebogen nicht selber erstellen – dies wird von der Praktikumsleitung übernommen. Der erstellte Fragebogen umfasst dann alle Fragestellungen aus Ihrer Praktikumsgruppe. Damit genug Personen erhoben werden können, bewerben Sie den Fragebogen (besonders bei anderen Psychologie-Studierenden, denn es können Versuchspersonenminuten gesammelt werden).
Zusatzinfo
Im Laufe des Studiums müssen Sie sicher auch eine Umfragen selber erstellen. Wir wollen hier ein paar nützliche Links für die Zukunft zur Verfügung stellen. Es gibt einige Anbieter, die z.B. unter Begrenzung der Laufzeit oder des Umfangs kleine Umfragen kostenlos ermöglichen.
- formr: https://formr.org
- SoSciSurvey: https://www.soscisurvey.de
- GrafStat - http://www.grafstat.de
- UNIPARK - http://www.unipark.com/de/umfragesoftware-bestellen
- q-set - http://www.q-set.de
- SurveyMonkey - https://de.surveymonkey.com
- Umfrageonline- https://www.umfrageonline.com/students
- maq-online - http://www.maq-online.de
- LimeSurvey/LimeService - https://www.limeservice.com/de
5. Auswertung
Nach der Durchführung der Befragung sollen die Daten genutzt werden, um Ihre Hypothesen zu prüfen. Die Auswertung startet direkt nach der Weihnachtspause. In der ersten Präsenzsitzung werden Sie in Ihrem Praktikum den Datensatz erhalten und da dieser für alle gleich ist gemeinsam Teile der Datenaufbereitung besprechen. Die Fertigstellung der Analyse müssen Sie dann in Ihren Kleingruppen organisieren.
6. Berichterstellung
Neben der Datenerhebung und -auswertung gehört auch das Schreiben eines Berichts zu den Ergebnissen zum wissenschaftlichen Prozess. Dies sollen Sie hier im Praktikum in einem reduzierten Rahmen üben. Dabei geht es hauptsächlich darum, die erhaltenen statistischen Ergebnisse einzuordnen und inhatliche Schlüsse daraus zu ziehen. Der Bericht wird in Ihrer Kleingruppe gemeinsam erstellt – es muss nicht jede Person einen einzelnen Bericht schreiben. Hinweise über die verpflichtenden Inhalte des Berichts und einige Beispiele erhalten Sie in diesem eigenen Tutorial.
7. Abgabe
Auch bei der Abgabe Ihrer Studienleistung legen wir auf das Üben von Open Science Praktiken großen Wert. Deshalb wird diese wieder über die Übungsplattform LIFOS geregelt. Nähere Informationen finden Sie erneut in dem zugehörigen Tutorial. Die Abgabe umfasst das in der Studie verwendete Material, nachvollziehbar kommentierten und ausführbaren Code, den zugehörigen Rohdatensatz und den geschriebenen Bericht.
Zusammenfassung
Bitte beachten Sie zusammenfassend:
- jeweils eine Unterschieds- und Zusammenhangshypothese – stimmen Sie die entwickelten Hypothesen mit dem/der Dozent:in Ihres Kurses ab
- Operationalisierung für zusätzliche Variablen im Rahmen Ihrer Hypothesen muss mit Praktikumsleitung abgesprochen werden
- Präregistrierung Ihres Forschungsvorhabens ist Pflicht
- Bewerben Sie die Umfrage aus Ihrem Praktikum in Gruppen – Teilnahme an den Studien bringt Versuchspersonenminuten
- Auswertung wird in einem Präsenztermin gestartet, muss dann aber als Gruppe weitergeführt werden
- Anschlussbericht muss verfasst werden hier
- Dokumente (Bericht, Material, kommentierte Code, Datensatz) müssen auf der Open Science Übungsplattform LIFOS hochgeladen werden